Bericht & Fotos: Fahrt zur ungarisch-ukrainischen Grenze

Mein Bericht von der Fahrt zur ungarisch-ukrainischen Grenze ist etwas länger, daher teile ich diesen in 3 Leseteile auf.
Auf dieser Hilfereise haben mich zwei Freundinnen begleitet.
 
TEIL 1)
Vielleicht möchten manche Menschen dies nicht so gerne hören oder lesen, aber es ist unsere Erfahrung. Und ich möchte mir nicht irgendwelche spannenden Geschichte ausdenken! Nein, hier lest ihr, wies unsere Reise war.
Es war ein besondere Reise und ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll…
Am ersten Tag war es sehr aufregend, als wir ca. 20 km von der Grenze entfernt waren und schon überall Militär gesehen haben. Wir sind dann zu der nördlichsten Grenze gefahren (Zahony) und haben damit gerechnet, dass wir dort den ganzen Tag beschäftigt sein werden, um Menschen und Tieren zu helfen. Dort angekommen, haben wir gesehen, dass die Grenze leer war. wir haben vor Ort Polizei und Militär gefragt, ob wir helfen können, aber Hilfe war nicht nötig, alles unter Kontrolle! Sehr gut, auf zu der nächsten Grenze Lonya)… aber auch hier war alles leer. Keine Menschen, keine Hunden… hmmm? Auch hier haben wir das Militär gefragt, aber es war keine Hilfe nötig… alles war gut und unter Kontrolle.
Wir fuhren weiter zur dritten Grenze (Barabas). Zuerst sind wir ins Dorf gefahren, weil dort ein “helpcenter” eingerichtet ist. Wir sind aus den Auto ausgestiegen und sind ein bisschen herumgelaufen und haben geschaut. Sehr gutes “helpcenter”, viele Spenden sind vorhanden. Flüchtlinge wurden dort gut aufgefangen und begleitet… essen, trinken, nette ehrenamtliche Menschen! Also sehr gut organisiert, wie schön. Es war sogar ein spezielles Zelt aufgebaut für Tierambulanz, also auch den Tieren konnte gut geholfen werden. In der Tierambulanz waren mehrere Boxen mit Hunden die gefunden wurden. 1 Box voller hübscher Welpen, 1 Box mit einem Pekinesen und 1 Box mit einem anderem kleinen süßen Hund. Wir haben gefragt ob wir helfen können und die Hunden übernehmen sollen, wir haben erklärt, dass wir Tierschützer sind und die Hunden dann nicht in der Ambulanz bleiben müssen, da wir die Hunde privat pflegen. Aber nein, dass ging leider nicht. Er sagte, dass die Tieren zum Tierheim nach Budapest gebracht werden. Wir haben versucht, ihn zu überzeugen, dass wir die Tiere mitnehmen, aber leider keine Chance. Er ist dann weggefahren zur Grenze, um zu schauen, ob noch weitere Flüchtlinge mit Hunden angekommen sind. Wir sind dann auch zu der Grenze gefahren, die ca 3 km entfernt lag. Unterwegs haben wir einen Schäferhund gesehen, direkt neben der Straße. Er lag einfach da und zuerst dachten wir, er sei tot, aber er lebte, welch ein Glück. Der Mann der Tierambulanz ist einfach an ihm vorbei gefahren (nur Gott weiß wie oft schon an den Tag). Wir haben angehalten und ihn vom Straßenrand weggenommen. Der Hund war anscheinend nicht interessant genug, um ihn mit der Tierambulanz zu retten, er ist halt nicht klein und niedlich… aber er hat ja auch ein Herz und eine Seele!! Unverschämt!! Aber zum Glück waren wir da und wir haben ihn ins Auto gepackt, dann sind wir zur Grenze gefahren. Das war dann sehr aufregend. Es war die erste Grenze, wo wir Flüchtlinge getroffen haben. Nicht viele, aber ein paar, die auf der ungarischen Seite gestanden haben, nur mit ein paar Plastiktüten. Sie standen bei einem kleinen ungarischen Parkplatz. Wir sind dann erst mal direkt an der Grenze gegangen und sahen, wie die Flüchtlingen mit Plastiktüten von der ukrainischen Seite zu der ungarischen Seite gelaufen sind. Das war schon heftig und traurig zu sehen, aber sie wurden auf der ung. Seite sehr gut aufgenommen. Also sind wir zurück zu Parkplatz gelaufen und haben ein bisschen geschaut, was dort passiert, weil uns aufgefallen war, dass dort sehr viele Autos mit Männern standen. Nachdem wir uns das Ganze so ein halbe Stunde angeschaut haben, war es klar! Die Männer machen Geschäfte mit den Flüchtlingen. Sie verlangen ganz viel Geld von den Menschen, um sie irgendwo hinzubringen. Und viele Flüchtlingen sind so verzweifelt, dass sie die Männer bezahlen… unfassbar was dort passiert! Es stand die ganze Zeit ein ältere Dame auf dem Parkplatz und als klar war, was dort passiert, haben wir sofort gehandelt und verschiedene Menschen hin und her gefahren! Natürlich umsonst!! Und die Menschen waren soooooo dankbar. Natürlich wollten wir in dieser Situation keine Bilder machen, weil das für die Menschen nicht schön ist, aber ein ganz bisschen habe ich es unauffällig gemacht, ohne die Menschen zu stören. Nachdem wir dann etliche Stunden als kostenloses Taxi fungiert haben, sind wir zurück in das helpcenter im Dorf gefahren und haben unsere Spenden abgegeben! Wir haben dort noch 2 junge Männer getroffen (auf den Bildern mir den Fahrrad) und wir haben uns mit ihnen unterhalten. Sie erzählten uns, dass sie bereits in den ersten 3 Tagen geflüchtet sind, weil sie nicht kämpfen wollten und sie haben schon geahnt, dass man ein paar Tagen später das Land als junge Mann nicht mehr verlassen darf. Sie waren somit rechtzeitig in Ungarn. Sehr liebe nette junge Männer, die UNS dann noch gefragt haben ob sie UNS helfen können… unglaublich…
Für und Barabas nichts mehr zu tun, also auf zu der nächste Grenze
TEIL 2:
Auf zur vierten Grenze (Beregsurany). Auch hier haben wir wieder bei der Polizei und dem Militär gefragt, ob wir helfen können, aber auch hier war keine Hilfe nötig… alles Ordnung, keine Hilfe gewünscht.
Okay, dann weiter Nach Tiszabecs, die südliche Grenze von Ungarn zu Ukraine. Hier hatten wir im Internet gelesen, dass hier Chaos herrschen sollte und das so um die 80 Hunden an der Grenze rumlaufen. Wir haben gesucht, gesucht und gesucht, kein Hund zu sehen. Wir haben die Polizei an der Grenze gefragt ob es Straßenhunden gibt, weil wir dies gehört/gelesen hatten. Der Polizist war sehr nett und hat dann noch extra zu seine Kollegen gefragt, aber nein, allen sagten, dass es keine Hunde gibt.
Der Polizist war sehr nett und wir haben uns noch ein bisschen unterhalten und er erzählte, dass die Flüchtlinge schon vor der ungarischen Grenze in einen Bus einsteigen und direkt nach Budapest gefahren werden zu einer Unterkunft. Ahhh okay, deswegen haben wir kaum Flüchtlinge gesehen! Alles ist einfach sehr gut organisiert!! Auch an den anderen Grenzen. Ja, vielleicht war es in den ersten 1 oder 2 Tagen alles chaotisch an der Grenze, aber jetzt auf alle Fälle alles gut organisiert.
Mittlerweile war es schon fast dunkel und wir waren angeschlagen und kaputt. Wir hatten eine ganz andere Erwartung an diese Hilfsreise gehabt. Natürlich waren wir sehr froh, dass es für die Menschen so unglaublich gut organisiert war und das ihnen gut geholfen wurde. Sie haben schon genug Sorgen, Ängste und Elend.
Auf den Rückweg zur Pension haben wir noch 1 Hund gesehen, aber leider hat er sich nicht von uns einfangen lassen.
In der Pension angekommen, mussten wir erst alle Eindrücken verarbeiten. Wir sind die ganze ungarisch-ukrainische Grenze von Norden bis Süden abgefahren, meist über kleine Straßen, insgesamt etwa 290 km und zusätzlich als kostenloses “Hilfstaxi”, wir merkten, dass wir richtig müde waren. Wir haben die Wunden von Distel (der neue Name des geretteten Hundes) behandelt, haben ihm essen und trinken gegeben, ein spot-on Mittel und sind mit ihm an der Leine im Garten ein kleines bisschen spazieren gegangen. Sehr zufrieden hat er sich dann auf sein neues Bett neben den unseren Tisch gelegt! Wir haben dann noch einen Plan für den nächsten Tag gemacht und dann hieß es ab ins Bett. Wir sind insgesamt etwa 290 km gefahren und zusätzlich als kostenloses “Hilfstaxi”, wir merkten, dass wir richtig müde waren. Wir haben die Wunden von Distel (der neue Name des geretteten Hundes) behandelt, haben ihm essen und trinken gegeben, ein spot-on Mittel und sind mit ihm an der Leine im Garten ein kleines bisschen spazieren gegangen. Sehr zufrieden hat er sich dann auf sein neues Bett neben den unseren Tisch gelegt! Wir haben dann noch einen Plan für den nächsten Tag gemacht und dann hieß es ab ins Bett.
TEIL 4 – Tag 2 :
Wir sind wieder zur Grenze Barabas. Dort haben wir wieder Menschen geholfen, sie von der Grenze zum den helpcenter zu bringen. Oder zu einem anderen Ort in der Nähe. Das haben wir den halben Tag gemacht. Die Menschen waren sehr froh und die Hilfe war sehr dankbar und hat uns auch ein gutes Gefühl gegeben.
Die zweite Tageshälfte haben wir in dem helpcenter in Tiszabecs verbracht. Hier haben wir Menschen geholfen, die mit ihre Haustieren gekommen sind. Wir haben Leinen, Halsbänder, Katzenboxen, Futter und spot-on Mittel verteilt. Es liefen auch 2 Hunden dort herum, die sehr lieb und nett waren. Wir haben gefragt, ob es Straßenhunden sind oder ob sie zurückgelassen wurden… und bevor wie uns versahen, war der Bürgermeister bei uns. Er hat mit uns über die Hunde gesprochen. Es sind Hunde ohne Besitzer, aber er wollte gerne, dass die Hunden dort bleiben, weil er sie mag. Die Hunden waren sehr nett und wurden von allen gestreichelt und gefüttert. Also diese 2 Streuner waren gut aufgehoben und man brauchte kein Mitleid haben 😊
Wir sind dann noch mal zur Grenze gefahren und haben 2 Männer getroffen und mit ihnen geredet. Freunden von ihnen sind in der Ukraine gefahren, um Spenden hinzubringen, aber die beiden Männer durften nicht mit, weil sie nicht die richtige Papiere dabei hatten. Sie haben sich noch sehr über unseren Distel gefreut und Distel war froh über die Aufmerksamkeit 😊
Wir haben auch noch einen italienischen Journalisten getroffen, die für einen großen französischen TV-Sender arbeitet. Er hat für uns noch mit seiner Drohne eine Videoaufnahme aus der Luft gemacht, um zu schauen, ob es auf der anderen Grenzseite noch Straßenhunden gab. Das war ideal, so konnten wir alles perfekt sehen…. und es waren keinen Straßenhunden zu sehen.
 
TEIL 4, der letzte Teil:
Es war eine sehr anstrengende Hilfe-Reise. Wir haben gelacht, aber auch viel geweint! Wir haben vielen Geschichten von den Menschen gehört, und das war schon sehr traurig und heftig. Auch hat uns der Journalist ein Video aus der Ukraine gezeigt, wo zu sehen war, dass es eine Explosion gegeben hat und dort waren viele Leichen von Militärleuten, teilweise haben die noch gebrannt… das war ein sehr sehr sehr heftiges Video. Das Video war von einem Kollegen und er hat uns im Vorfeld gewarnt und gesagt, dass es sehr heftig/traurig ist, und gefragt, ob wir es überhaupt sehen wollen.
 
Wir hätten gerne noch mehr geholfen, aber unsere Reise hat sich für uns trotzdem sehr gelohnt. Wir haben einen wunderbaren, hilflosen Schäfermix gerettet und konnten Menschen helfen! also die reise war es wert!
Ich danke meinen Mitfahrerinnen für die tolle Unterstützung ❤️ und ich danke allen Spendern, die geholfen haben, dass wir diese Hilfereise machen konnten ❤️ DANKE

Bilder von Distel, dem geretteten Schäferhundmix

Bilder von unserer Reise

Gnadenhof Olivers